Lizenzdschungel auf Social Media und Auswege mit AI

Abmahnungen wegen Musik- oder Bildnutzung in Reels, Shorts & Co. – was Du 2025 wirklich wissen musst und welche KI-Tools Dir den Rücken frei­halten

1. Warum das Thema gerade hochkocht

  • Seit Anfang 2024 flattern häufiger Abmahnungen ins Haus, weil Firmen in Reels oder TikToks ein paar Sekunden Chart-Musik drunterlegen. Kanzleien kassieren dabei vierstellige Beträge – selbst bei Mini-Ausschnitten.
  • Parallel warnen Anwälte vor Tapeten-Motiven, Markenlogos oder Kunstwerken im Hintergrund von Videos – das kann ebenfalls Urheber- oder Markenrechte verletzen.

2. Die Rechtslage in Kürze (Deutschland)

BereichPrivatGewerblich/KMU
Musik aus Insta/TikTok-Bibliothekdurch GEMA-Rahmenvertrag abgedecktnicht abgedeckt; Lizenz muss separat vorliegen oder Risiko einer Abmahnung
Fremde Songs (Upload eigener MP3)verboten ohne Erlaubnisverboten ohne Erlaubnis
Fotos/Bilder im HintergrundFotografin/Designer hat die RechteNutzungsrechte oder Panoramafreiheit prüfen; Innenräume sind nicht frei

Klartext: Die viel zitierte „3-Sekunden-Regel“ existiert nicht. Ein einziger Takt kann reichen.

3. Wege aus der Abmahn-Falle

3.1 Plattform-Musikbibliotheken nutzen – aber richtig
  • Privat kannst Du auf Instagram & TikTok bedenkenlos die interne Musikbank verwenden.
  • Business-Accounts sollten das nur machen, wenn eine explizite Freigabe des Rechteinhabers vorliegt (z. B. per Marketing-Kooperation). Das ist selten der Fall.
3.2 Klassische Royalty-Free-Anbieter

Artlist, Epidemic Sound oder AudioJungle liefern kuratierte Tracks; die Lizenzbedingungen sind klar, kosten aber Abo-Gebühren.

3.3 KI-Musikgeneratoren im Check
ToolKostenKommerzielle Nutzung?Fallstricke
Sunoab 10 $/Monat (Pro)Ja, Pro-/Premier-Plan deckt Commercial Use abRIAA-Klage wegen Trainingsdaten – Rechtslage noch in Bewegung.
UdioFree / AboEigene Outputs dürfen privat und kommerziell verwendet werden; Attribution nur bei Free-VersionNutzungsrechte für Trainingsdaten unklar, Lizenz an Udio selbst bleibt sehr weit.
SonautokostenlosCommunity bestätigt Commercial Use; Credit erwünscht, nicht PflichtTOS können sich jederzeit ändern; ohne Garantien.
Mubertab 14 €/Monat (Pro)Voll lizenzierte, royalty-free TracksKeine Vocals, Stil eher „Lo-Fi-Loop“; Abo nötig.
Riffusion (Open-Source)gratisLizenz hängt von Deinem eigenen Hosting & TOS abTechnisch komplexer, kein Support

Praxistipp: Lege Deinen Prompt + generierten Track als Projekt-Nachweis ab (Datum, Plan-Art). Das hilft, falls später eine Rechte-Behauptung kommt.

3.4 KI-Bilder & Hintergründe
ToolKommerzielle NutzungBesonderheiten
NoMoreCopyrightJa, laut Anbieter „zero copyright restrictions“Schnelle Backgrounds, Gesichter wirken teils künstlich. (nomorecopyright.com)
Adobe FireflyExplizit „safe for commercial use“ (trainiert auf lizenziertem Material)Generative Credits-Modell.
MidjourneyAssets gehören Dir, aber Firmen >1 Mio USD Umsatz brauchen Pro-/Mega-AboÖffentliche Galerie, müssen ggf. versteckt werden (Stealth Mode).
Stable Diffusion / DALL·EOffen; Lizenz hängt vom Frontend (DreamStudio, Clipdrop etc.)Prompt-Leak-Risiko, Stil-Kollisionsgefahr

4. Schnell-Checkliste für Deinen nächsten Post

  1. Musik
    • Business-Account? → Keine Chart-Hits aus Insta-Bibliothek nutzen.
    • Stattdessen: Lizenz­track holen (Artlist, Mubert) oder KI-Song mit passender Commercial-Lizenz (z. B. Suno Pro).
  2. Bilder/Hintergründe
    • Eigene Fotos oder KI-Bilder mit klarer Lizenz (Firefly, NoMoreCopyright).
    • Marken, Logos, Tapetenmuster pixeln oder austauschen.
  3. Dokumentation
    • Screenshots der Lizenzseite + Rechnungen sichern.
    • KI-Prompt + Output ablegen.
  4. Im Zweifel
    • Anwalt fragen – kostet weniger als eine Abmahnung.

Der rechtliche Rahmen bleibt in Bewegung, aber mit einem Mix aus klar lizenzierten Libraries und KI-Generatoren mit sauberer Commercial-Policy kannst Du in 2025 stressfrei posten. Halte Dich an die obige Checkliste, archiviere Deine Assets – und die nächste Abmahnung kann Dir gestohlen bleiben.