Große Marken pfeffern Millionen in Sichtbarkeit und produzieren dabei oft nur noch weichgespülte „Brand Safety-Content-Soße“. Kleine Firman haben selten diese Budgets — also bleibt nur eins: auffallen, einprägen, merkwürdig sein.
Warum „merkwürdig“ deine Geheimwaffe ist
- Dadurch stichst du aus dem Scroll-Sumpf heraus. Menschen erinnern sich an Ausreißer, nicht an Mittelmaß.
- Algorithmen lieben Reaktionen. Polarisierender, überraschender Content triggert Kommentare – das multipliziert Reichweite gratis.
- Persönlichkeit skaliert günstiger als Mediabudget. Ein scharfes Profil kostet dich Mut, kein Geld.
Die fünf Bausteine einer merk-würdigen Personal Brand
- Kante zeigen
Positioniere dich klar. Fritz-Kola stellt sich offen gegen Ausländerfeindlichkeit – und hängt dafür Plakate in AfD-Hochburgen. Das kostet kein Vermögen, bringt aber Schlagzeilen und Loyalität. - Signature-Element entwickeln
Farbe, Maskottchen, Running Gag. Der orangefarbene Datenschäfer ist genau so ein Asset. Fritz-Kola nutzt die schwarze Flasche, Einhorn packt Kondome in Chipstüten. - Story vor Hochglanz
Duschbrocken erzählt offen von Crowdfunding, Profitabilität ab Tag 1 und schrubbt per LinkedIn Storys Reichweite – ohne Agentur. - Mut zur Reibung
True Fruits und Oatly provozieren bewusst, um Gespräche (und earned media) auszulösen. Achtung: Provokation ohne Wertebasis brennt schnell zurück. - Community zuerst
BVG lässt Fahrgäste ihre Fotos taggen, macht TikTok-Puppen und Spotify-Wartemusik. Kleines Budget, große Fanliebe.
Praxis-Roadmap für den Mittstand im Norden – so wirst du merkwürdig
1. Spitzer Zweck (Why): Formuliere in einem Satz, wofür du brennst – und gegen wen oder was du dich stellst.
2. Ein klares Symbol: Farbe, Tier, Emoji, Format. Wiederhole es überall. (Bei SeSoft: das 🐑 + Orange.)
3. Content-Serie starten:
- Wöchentlicher LinkedIn-„Hammerschlag“: kurze, kantige Meinung.
- 15-Sekunden-Reels aus der Werkstatt statt steriler Stockfotos – Authentizität schlägt Polishing.
4. Guerilla-Moment setzen:
- Pop-up-Aktion vor dem Rathaus, Live-Demo deines Produkts auf dem Marktplatz, QR-Code auf der Rückseite des Firmenwagens.
- Lokale Presse einladen oder selbst filmen: Reichweite kommt über Storys, nicht über Plakate.
5. Mikro-Influencer statt Mega-Stars: 5 × 5 k-Follower-Accounts treiben mehr echtes Gespräch als ein 100 k-Account.
6. Community pflegen: Antworte auf jeden Kommentar, baue Insider-Running-Gags auf, gib deiner Zielgruppe Bühne (User-Generated-Content).
7. Messen, was wirklich zählt:
- Wiedererkennungs-Score: Wie oft wird dein Name/Maskottchen ungefragt in Kommentaren erwähnt?
- „Branded Search“: Google-Suchvolumen nach deinem Firmennamen.
- Earned Media-Reach: Links, Interviews, Pressezitierungen.
Fallbeispiele zum Nachbauen
| Marke | Das Budget-sparende Merkwürdige | Übertragbar auf KMU? |
|---|---|---|
| Fritz-Kola | Politische Haltung + schwarzer Look | Ja – klare Werte + visuelle Signatur |
| Einhorn | Humorvolle Packung + 50 % Gewinn für gute Zwecke | Ja – Produktstory + Purpose koppeln |
| True Fruits | Skandal-Humor als Lautsprecher | Vorsicht, aber kalkulierte Provokation kann wirken |
| Duschbrocken | Transparente Gründerstory + WhatsApp-Kundennähe | Perfekt für B2C-Handmade-Produkte |
| BVG | Berliner Schnauze + Community-Aktionen | Tone-of-Voice schärfen, Fans einbinden |
| Oatly | Guerilla-Van gegen „Big Milk“ | Kleines Event, große Presse – funktioniert lokal ebenso |
Kurz gesagt
Große Budgets kaufen Reichweite. Merkwürdigkeit kauft Erinnerung. Entscheide dich, was du riskierst: ein paar Stirnrunzeln – oder ewige Unsichtbarkeit.
Call to Action: Nimm dein Handy, dreh heute ein 30-Sekunden-Video, in dem du die nervigste Branchen-Konvention zerlegst. Poste es morgen früh um 08:07 Uhr. Trau dich – wer merkwürdig sein will, muss anfangen, merkwürdig zu handeln.