Wenn Excel zur Anwendung wird – und keiner es weiß

Fachabteilungen sind schnell.
Sie brauchen was? Dann basteln sie.
Excel mit Makros. Access mit Tabellen.
PHP in einem privaten Webspace.

Und die IT?
Weiß davon oft nichts.
Bis es kracht.

Das nennt man Schatten-IT.
Und das passiert nicht aus Bosheit – sondern aus Not.

Warum Schatten-IT entsteht

  • Fachbereiche wollen schnell Ergebnisse
  • IT ist überlastet oder zu restriktiv
  • Kein offizielles Tool deckt den Sonderfall ab
  • Gute Leute in der Abteilung können programmieren
  • Freigaben dauern zu lange

Ergebnis: Die Fachabteilung baut’s einfach selbst.

Beispiele, die ich gesehen habe

  • Access-DB mit 40 MB VBA-Code, zentral auf dem Netzlaufwerk
  • Excel-Datei mit 17 Tabellen und Dutzenden ActiveX-Steuerelementen
  • PHP-Formular mit Zugriff auf MySQL bei einem externen Anbieter
  • Power Automate Flows mit geteiltem Konto

Und das Ganze ohne Backup. Ohne Versionskontrolle. Ohne Rechtekonzept.

Was daran gefährlich ist

  • Keine Dokumentation
  • Keine Wartung durch IT möglich
  • Sicherheitslücken (z. B. frei zugängliche DBs)
  • Datenschutz-Probleme
  • Abhängigkeit von einzelnen Personen

Früher oder später liegt’s bei uns.
Dann meist als Notfall.

Wie ich Schatten-IT aufspüre

  • Gespräche mit Key-Usern führen („Wie macht ihr das eigentlich…?“)
  • Netzlaufwerke auf .accdb, .xlsm, .php durchsuchen
  • AD-Konten auf verdächtige Freigaben prüfen
  • Power Platform Admin Center durchforsten
  • SQL-Instanzen auf unbekannte Datenbanken prüfen

Tipp für SQL:

SELECT name, create_date, owner_sid
FROM sys.databases
WHERE name LIKE '%tool%' OR name LIKE '%test%';

Tipp für VBA-Suche (in Access):

Public Sub FindeSchattenModule()
    Dim mdl As Object
    For Each mdl In Application.VBE.VBProjects(0).VBComponents
        If mdl.Type = 1 Then ' Modul
            If InStr(mdl.CodeModule.Lines(1, mdl.CodeModule.CountOfLines), "ADODB") > 0 Then
                Debug.Print "Verdächtig: " & mdl.Name
            End If
        End If
    Next
End Sub

Wie ich bessere Alternativen biete

Nicht blockieren.
Besser: Auffangen. Verstärken.

Variante 1: Schatten-IT in geregelte Bahnen lenken

  • Access-Frontend bleibt
  • Datenbank ins SQL Server Backend verlagern
  • Rechte sauber über AD steuern
  • Versionieren per automatischem Updater
Public Sub Updater()
    Dim quelle As String
    Dim ziel As String
    quelle = "\\server\apps\tool.accde"
    ziel = Environ("USERPROFILE") & "\AppData\Local\Firma\tool.accde"
    If FileDateTime(quelle) > FileDateTime(ziel) Then
        FileCopy quelle, ziel
    End If
    Shell """" & ziel & """", vbNormalFocus
    Application.Quit
End Sub

Variante 2: Low-Code richtig einführen

Power Apps + Dataverse – aber bitte mit Governance:

  • separate Umgebungen
  • Namenskonventionen
  • Klar definierte Admins
  • Backup-Routinen
  • Flows nicht über Userkonten, sondern Service Accounts

Variante 3: Kleine Webtools per PHP + SQL Server

Wenn’s unbedingt Web sein muss:

  • Hosting auf internem IIS
  • Authentifizierung per AD
  • Datenhaltung zentral auf SQL Server
  • Fehlerlogging per Log-Tabelle

Beispiel-Logging in PHP:

function logError($text) {
  $db = new PDO("sqlsrv:Server=localhost;Database=logdb", "user", "pass");
  $stmt = $db->prepare("INSERT INTO fehlerlog (zeit, meldung) VALUES (GETDATE(), ?)");
  $stmt->execute([$text]);
}

Tabelle: Schatten-IT – und was ich draus mache

TypischAlternative
Excel mit MakrosPower BI + Datenmodell oder Access-Frontend
Access ohne Backupmit SQL Backend + Auto-Update-Mechanismus
PHP auf Fremdserverinternes Tool mit AD-Anbindung
Power Automate als UserFlow mit Service Principal

Mein Setup zur Übergabe in geregelte IT-Strukturen

BereichLösung
DatenhaltungSQL Server, strukturiert
OberflächeAccess oder Webformulare
Rechteverwaltungüber Gruppen oder Rollen
SupportIT-intern, nach Übergabe
DokumentationMarkdown im Git oder Word

Schatten-IT ist kein Feind. Sie zeigt, wo es klemmt.

Wenn Du nicht reagierst, wird gebaut.
Wenn Du mitmachst, wird’s besser.
Und wartbar.
Und sicher.
Und dann hast Du am Ende mehr gewonnen als verloren.

Tags:

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert