Wenn der SQL Server Àlter ist als das Notebook

Du weißt, was ich meine:
SQL Server 2008 R2 – lĂ€uft ja noch.
SQL Server 2012 – „reicht uns“.

Aber: Kein Support. Keine Sicherheit. Keine Features.
Und irgendwann auch kein Zugriff mehr, weil ODBC-Treiber, Office oder Windows nicht mehr mitspielen.

SpÀtestens wenn ich eine Migration plane, wird klar, wie viel Risiko da eigentlich steckt.

Warum Du aktualisieren solltest

  • Kein Support mehr ab SQL 2016 Standard SP2
  • Keine Sicherheitspatches → DSGVO-Risiko
  • Keine neuen Features → kein Query Store, kein ADR, kein UTF-8
  • Kein aktuelles .NET, kein TLS 1.2+
  • Kein Azure-Backup, kein modernes Monitoring

Wenn Du das nĂ€chste Mal auf das Eventlog guckst und „Schreibzugriff auf TempDB fehlgeschlagen“ liest, weißt Du, was ich meine.

Meine Migrationsstrategie

Ich arbeite pragmatisch.
Kein Big Bang.
Sondern planbare Schritte.

  1. Zielversion festlegen (meist LTS-Version wie 2019 oder 2022)
  2. Alt-System per Reporting-Funktionen bewerten
  3. KompatibilitĂ€tsprobleme prĂŒfen
  4. Testmigration auf Dev-Server
  5. Abnahme durch Anwender
  6. Umstellung am StĂŒck oder gestaffelt

Schritt 1: Welche Version lĂ€uft ĂŒberhaupt?

SELECT 
    SERVERPROPERTY('ProductVersion') AS Version,
    SERVERPROPERTY('ProductLevel') AS SP,
    SERVERPROPERTY('Edition') AS Edition,
    SERVERPROPERTY('EngineEdition') AS Engine;

Damit weißt Du, wo Du stehst – und was alles fehlt.

Schritt 2: KompatibilitĂ€tslevel prĂŒfen

SELECT 
    name, 
    compatibility_level 
FROM sys.databases;

KompatibilitÀtslevel unter 110 (SQL 2012) ist ein Warnsignal.

Schritt 3: Altlasten identifizieren

SELECT 
    OBJECT_NAME(object_id) AS Objekt,
    definition 
FROM sys.sql_modules 
WHERE definition LIKE '%sp_addmessage%'
   OR definition LIKE '%sp_addextendedproc%'
   OR definition LIKE '%RAISERROR % 16%';

Damit findest Du unsaubere Fehlerbehandlung, alte Systemprozeduren, feste Fehlernummern.

Auch wichtig: veraltete Datentypen (text, ntext, image) umstellen.

Schritt 4: Auf KompatibilitÀt testen

Nutze das Data Migration Assistant (DMA) von Microsoft.
Der scannt Dein System und zeigt, was im Zielsystem Probleme macht.

Beispiel: Alte CLR-Projekte oder eigene Fulltext-Indizes auf deprecated Features.

Schritt 5: Testmigration und Parallelbetrieb

Restore der DB auf neuer Instanz:

RESTORE DATABASE MeineDB
FROM DISK = 'E:\Backup\MeineDB_FULL.bak'
WITH MOVE 'MeineDB_Data' TO 'D:\Daten\MeineDB.mdf',
     MOVE 'MeineDB_Log' TO 'D:\Log\MeineDB.ldf',
     STATS = 10;

Dann Zugriff testen.
Berichte prĂŒfen.
LanglÀufer vergleichen.

Falls nötig: KompatibilitÀtslevel anpassen.

ALTER DATABASE MeineDB
SET COMPATIBILITY_LEVEL = 150; -- fĂŒr SQL 2019

Schritt 6: Umstellung vorbereiten

  • Nachttermin
  • Zugriff stoppen (z. B. per Firewall oder DNS)
  • Finales Backup
  • Restore auf neues System
  • DNS oder Verbindungspfad umstellen
  • Alte Instanz read-only sichern

Und: Monitoring aktivieren.

Tabelle: Alt vs. Neu – konkret

FeatureSQL Server 2008 R2SQL Server 2022
SupportabgelaufenMainstream
TLS 1.2nur mit PatchStandard
Query Storenicht vorhandenStandard
Graph DB / JSONneinja
Temporal Tablesneinja
DTC AlwaysOnneinja
UTF-8 UnterstĂŒtzungneinja
Backup to Azureneinja

Mein Setup fĂŒr stabile Migrationen

BereichUmsetzung
VorabprĂŒfungDMA-Scan + Versionsvergleich
TestmigrationRestore in Testumgebung + Benutzerabnahme
Downtimeplanungmax. 2–4 Stunden, je nach DB-GrĂ¶ĂŸe
RĂŒckfalloptionAlt-Instanz read-only behalten
MonitoringQuery Store + Mail bei Fehler 823, 824

Ein SQL Server ist kein Wein. Der wird nicht besser mit der Zeit.

Wer auf 2008 R2 bleibt, spart keine Lizenz – sondern lĂ€dt Risiken ein.
Mach’s richtig. Mach’s planbar.
Dann lĂ€uft’s auch auf moderner Hardware –
und Du bist raus aus der Support-Hölle.

Tags:

No responses yet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert