Warum Virenschutz 2025 immer noch Pflicht ist

Sönke Schäfer, Datenschäfer bei SeSoft GmbH Web/Database/Solutions, Datenbank-Entwickler für Access, SQL-Server, Power Platform usw.

Cyber-Kriminelle werfen heute KI-gestützte Phishing-Kampagnen, Ransomware-Kits im Abo und perfide Drive-by-Downloads in denselben Topf. Dein Notebook, der Büro-PC im Laden und die gesamte Windows-Domäne eines mittelständischen Betriebs sind ständig im Fadenkreuz. Eine solide Antivirus-Engine ist dabei immer noch die erste Verteidigungslinie – aber eben nur die erste.

Antivirus ≠ Allheilmittel

AV-Software erkennt und blockiert Malware, stoppt Exploits und legt befallene Dateien in Quarantäne. In den aktuellen Real-World-Protection-Tests von AV-Comparatives schaffen die Spitzenreiter rund 99 % Schutzquote bei realen Angriffsszenarien – Bitdefender kommt sogar auf 99,8 % Blocking (2025/“>av-comparatives.org). Trotzdem kann jedes System kompromittiert werden, wenn weitere Schichten fehlen.

Welche Schichten zusätzlich nötig sind

BausteinKurz erklärtWarum es wichtig ist
FirewallWindows-Firewall reicht für Privatanwender, kleine Firmen setzen besser auf Router- oder UTM-Firewall mit Intrusion Prevention.Blockt unerwünschte Verbindungen, bremst Malware-Kommunikation, dichtet Dienste ab.
Backups3-2-1-Prinzip: drei Kopien, zwei Medien, eine Kopie offline.Ransomware zahlt sich nicht aus, wenn Du einfach zurückspulst.
Lokales Backup von Cloud-DatenOneDrive/SharePoint/Synology-Cloud-Sync z. B. auf NAS, dazu Snapshots.Cloud-Papierkorb ist maximal Versionierung, kein echter Ransomware-Schutz.
Cyber ProtectionMarketing-Begriff für integrierte Plattformen, die Backup, Anti-Malware, Vulnerability-Management, Patch-Rollout und manchmal EDR in einer Konsole bündeln (Acronis, Bitdefender GravityZone, Sophos Intercept X usw.).Spart Bastelarbeit, schließt Lücken zwischen „Sichern“ und „Schützen“.

Empfehlungen 2025 nach Zielgruppen

1. Privatnutzer – kostenlos & ohne Wartungsaufwand

LösungSchutzquoteFPs*Besonderheiten
Avira Free Antivirus99,3 %5Sehr leichtgewichtig, kaum Pop-ups
Microsoft Defender (Windows 11)99,1 %2Vorinstalliert, keine Werbung
Avast / AVG Free99,5 %13-15Ordentlicher Schutz, aber mehr Fehlalarme; aufpassen bei Installations-Adware

*FP = False Positive (je weniger, desto weniger Nerven gehen drauf).

Tipp: Egal welche Engine – Updates auf „automatisch“ lassen und wöchentlich ein Offline-Backup auf USB-SSD ziehen.

2. Sehr kleine Firmen (1 – 10 Seats) – bezahlbar & simpel

LösungSchutzquotePreisideeArgument
Bitdefender Total Security99,8 %~40 €/Jahr/PCMulti-Device, Ransomware-Rollback, VPN-Light
G DATA Total Security99,5 %~35 €/Jahr/PCDeutscher Support, Mail-Security inkl.
ESET HOME Security Essential99,1 %~30 €/Jahr/PCExtrem geringe Systemlast, UEFI-Scan
Kaspersky Premium99,3 %~45 €/Jahr/PCSehr guter Schutz, Password-Manager, minimaler FP-Wert

Was noch?

  • Router-Firewall sauber konfigurieren (keine Port-Weiterleitungen ohne VPN).
  • NAS oder USB-HDD für tägliche Image-Backups einsetzen – am Wochenende Platte abstöpseln.

3. KMU (10 – 250 Seats) – professionelle Plattform

LösungReal-World SchutzFPs*Besonderheiten
Bitdefender GravityZone Business Security Premium99,5 %1EDR-Light, Patch-Mgmt, Cloud-Konsole
ESET PROTECT Entry (Cloud)99,1 %2Saubere Konsole, volle API, geringe Systemlast
Kaspersky Endpoint Security Select99,1 %1Starke HIPS/Behavior Blocker, rollenbasiertes Mgmt
Microsoft Defender + Intune/Endpoint Manager99,5 %2Already-in-Windows, Zero-Trust-Integration, kein Extra-Agent
Sophos Intercept X Advanced99,1 %6Ransomware-Rollback, Root-Cause-Analysis, MDR-Option

*FP = False Positives in Business Real-World-Test März-April 2025.

Must-haves on top

  1. Next Gen Firewall (NGFW) oder UTM-Appliance mit Geo-IP-Filter und IDS.
  2. Backup-Offsite-Copy – Band, RDX oder S3-Bucket mit Object-Lock („immutable“).
  3. Cyber Protection Plattform statt Flickenteppich: Backup, Patch, AV, EDR unter einem Dach spart Admin-Zeit und schließt Lücken.
  4. Awareness-Training – die beste Engine verliert gegen Klick-Freudigkeit.

Virenschutz ist 2025 keineswegs tot – aber alleine wirkungslos. Erst in Kombination mit sauber konfigurierter Firewall, konsequenten Offsite-Backups und einer ganzheitlichen Cyber-Protection-Strategie wird ein Schuh draus. Für Privatanwender reicht eine saubere Gratis-Suite, Minis setzen auf bezahlbare All-in-Ones, und KMU fahren am besten mit professionellen Plattformen plus Automatisierung. Egal in welcher Liga – Backup bleibt König, denn Daten, die offline liegen, können nicht verschlüsselt werden.

Sönke Schäfer, IT für KMU, SeSoft GmbH
Reicht Windows Defender nicht völlig aus – warum Geld ausgeben?

Windows Defender ist besser geworden – aber Drittanbieter-Lösungen wie Bitdefender oder ESET bieten mehr:
Ransomware-Rollback, USB-Schutz, bessere zentrale Verwaltung, weniger Fehlalarme, weniger Belastung bei älteren PCs.
Und: Bei kostenpflichtiger Software gibt’s echten Support, falls es mal brennt – bei Defender bist Du auf Dich gestellt.

Müssen wir wirklich eine separate Backup-Software einsetzen – OneDrive sichert doch alles?

Nein, tut es nicht.
Bei Ransomware synchronisiert sich die Verschlüsselung auch in die Cloud.
Bei Benutzerfehlern (z. B. löschen oder überschreiben) sind Versionen oft begrenzt.
Kein Air-Gap: Ein Cloud-Sync ist kein echtes Backup.
Besser: Ein tägliches Backup mit Veeam, Macrium oder Acronis auf eine externe USB-Platte oder ein NAS mit Snapshots – und regelmäßig die Offline-Kopie ziehen.

Können wir einfach einen IT-Freelancer rufen, wenn was passiert – warum vorher Aufwand betreiben?

Wenn Ransomware zuschlägt, ist es zu spät:
Du kannst nicht mehr auf Deine Daten zugreifen.
Du weißt nicht, was gestohlen wurde.
Du musst handeln – sofort.
Ein IT-Notfall ist kein „Anwenderproblem“, sondern ein Betriebsrisiko. Prävention ist viel billiger als Recovery. Und: Der gute Freelancer ist meist auch nicht sofort verfügbar.

Müssen wir uns mit Cyber-Versicherungen beschäftigen – lohnt sich das überhaupt für uns?

Wenn Deine Firma auch nur eine Website, E-Mails, Rechnungsdaten oder Kundenkontakte digital verarbeitet: Ja.
Viele Versicherer verlangen aber technische Mindeststandards (Firewall, AV, Backup, Updates).
Ohne diese bekommst Du im Ernstfall kein Geld.
Eine gute AV-Suite mit zentralem Management, verschlüsseltes Backup und MDM fürs Handy helfen, die Anforderungen zu erfüllen.
Tipp: Lass Dich einmal beraten – und bereite Dich technisch so vor, dass Du überhaupt versicherbar bist.