Wie man mit wenig Aufwand alte Access-Apps modernisiert => Pragmatismus statt großer Umbau

Wenn die Anwendung läuft, aber alt aussieht

Viele Access-Apps tun seit Jahren ihren Dienst.
Aber der Code ist unübersichtlich.
Die Masken wirken wie aus Windows 98.
Und keiner traut sich mehr ran.

Du musst nicht alles neu bauen.
Oft reichen 5 pragmatische Schritte – ohne Komplettsanierung.

Schritt 1: Frontend und Backend trennen

Wenn noch alles in einer .accdb-Datei liegt, ist das der erste Schritt.

' Beispiel: Tabellen per VBA verknüpfen
Public Sub TabellenNeuVerknuepfen()
    Dim db As DAO.Database
    Set db = CurrentDb

    Dim tdf As DAO.TableDef
    For Each tdf In db.TableDefs
        If Left(tdf.Name, 4) <> "MSys" Then
            tdf.Connect = ";DATABASE=\\Server\Daten\Backend.accdb"
            tdf.RefreshLink
        End If
    Next
End Sub

So kannst Du das Backend später auch auf SQL Server umstellen – ohne alle Formulare neu zu bauen.

Schritt 2: Menüleiste und Startbereich modernisieren

Makro-Menüs und Startformulare mit vielen Schaltflächen wirken alt.
Besser: Ein klares Hauptmenü. Optional ein Ribbon.

Private Sub Form_Load()
    Me.lblBenutzer.Caption = Environ("USERNAME")
    Me.lblVersion.Caption = Application.CurrentProject.FileVersion
End Sub

Mit kleinen Änderungen sieht’s gleich moderner aus.
Und wirkt gepflegt.

Schritt 3: Makros durch sauberes VBA ersetzen

Keine Makros mehr.
Jede Schaltfläche bekommt ihren eigenen VBA-Handler.

Private Sub btnSpeichern_Click()
    On Error GoTo Fehler

    If Me.Dirty Then Me.Dirty = False
    MsgBox "Gespeichert.", vbInformation
    Exit Sub

Fehler:
    MsgBox "Fehler: " & Err.Description, vbCritical
End Sub

Makros lassen sich automatisiert in VBA konvertieren.
Dann nur noch aufräumen.

Schritt 4: Tabellenstruktur absichern

Viele Alt-Apps haben keine Pflichtfelder, keine Default-Werte.
Das rächt sich bei jeder Dateneingabe.

Beispiel für T-SQL-Erweiterung, wenn die Daten auf SQL Server liegen:

ALTER TABLE Kunden
ADD CONSTRAINT DF_Kunden_Status DEFAULT 'aktiv' FOR Status;

ALTER TABLE Kunden
ADD CONSTRAINT CK_Kunden_PLZ CHECK (LEN(PLZ) >= 4);

Auch Access-Tabellen lassen sich mit Datenmakros (oder durch Umzug nach SQL) absichern.

Schritt 5: Performance per Query-Optimierung

Viele Formulare laden mit SELECT * auf unindexierten Tabellen.
Das macht sie langsam.

Ersetze durch gezielte Abfragen mit Index-Feldern.

SELECT KundenID, Name, PLZ 
FROM Kunden 
WHERE Aktiv = True 
ORDER BY Name;

Index auf Name oder Aktiv hilft hier spürbar.

Bonus: Access mit SQL Server koppeln – Schritt für Schritt

Du musst nicht alles migrieren.
Fang mit den größten Tabellen an.

-- Beispiel: Migration einer Access-Tabelle
SELECT * INTO Kunden_SQL FROM OPENROWSET('Microsoft.ACE.OLEDB.12.0',
'Access Database=\\Server\Daten\Backend.accdb;', 'SELECT * FROM Kunden');

Dann Verknüpfung in Access einrichten – und den Rest der App unverändert lassen.

Tabelle: Kleine Maßnahmen, große Wirkung

MaßnahmeAufwandNutzen
Frontend/Backend trennengeringmehr Stabilität, mehr Möglichkeiten
Startformular modernisierenmittelbessere Benutzerführung
Makros ersetzenmittelsaubere Wartung, Debugging möglich
SQL verbesserngeringspürbar schneller
Datenstruktur härtenmittelweniger Fehler, bessere Qualität

Mein Setup für pragmatische Modernisierung

BereichEmpfehlung
CodestrukturModul „UI_“, Modul „Logik_“, Modul „Daten_“
Benutzerführungzentrales Menüformular + Ribbon
Backend.accdb oder SQL Server
UpdatesFrontend lokal + Auto-Updater
Testumgebungseparate .accdb mit Logging-Modus

Nicht alles, was alt ist, muss weg. Aber alles, was bleibt, muss gepflegt werden.

Mit ein bisschen Struktur und Pragmatismus
kannst Du aus einer alten Access-App
eine solide Business-Lösung machen –
ohne Projektchaos.

Kategorien:

Keine Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert