Selbst wenn KI für Dich bislang nur ein Buzzword war: Microsoft 365 Copilot bringt sie direkt in Outlook, Teams, Word & Co. — plus einen separaten Copilot Chat, der wie ein persönlicher Assistent quer über alle M-365-Daten sucht und Antworten im Kontext Deiner Dateien ausspuckt. Technisch steckt dahinter ein Dreiklang aus Copilot Chat, Agents und einem Security-Layer samt Enterprise Data Protection (EDP) .
Warum das Thema jetzt hochkocht
Laut Microsofts Work Trend Index nutzen 78 % der Angestellten längst „eigene” KI-Tools (BYO-AI). Gerade in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) liegt die Quote sogar bei 80 % . Kurz: Die Leute machen sowieso – besser, Du gibst ihnen ein sicheres Werkzeug.
Schnellüberblick: Copilot vs. ChatGPT & Co.
Microsoft 365 Copilot | ChatGPT (public) | |
---|---|---|
Datenbasis | Live-Zugriff auf Deine M-365-Dokumente über Microsoft Graph | Nur das, was Du eintippst oder hochlädst |
Sicherheit | EDP, Zero-Retention, Mandanten-Grenzen | Eingaben können in das Trainings-Set wandern |
DSGVO/EU AI Act | Microsoft liefert Auftragsverarbeitung + Audit-Logs, Daten fließen nicht ins Foundation-Training | Du bist selbst für Rechtsgrundlage & Löschung verantwortlich |
Lizenz | Zusatz-SKU pro Nutzer (aktuell ~30 €/Monat) | Gratis bzw. Abo „ChatGPT Plus” |
Provokant gesagt: ChatGPT ist ein cooles Spielzeug, Copilot ist das Werkzeug, das Deine interne Ablage kennt – und sich an Unternehmens-Policies hält.
Vorteile für Selbstständige & KMU
- Zeitgewinn: Mails zusammenfassen, Präsentationen bauen oder Meeting-Notizen schreiben dauert Minuten statt Stunden .
- Weniger Copy-Paste-Chaos: Daten bleiben in der Microsoft-Tenant, kein wildes Herunterladen.
- Messbare Effekte: Planungseffizienz, Antwortgeschwindigkeit & Fehlerreduktion lassen sich als KPI verfolgen .
- Compliance out of the box: DSGVO- und EU-AI-Act-relevante Schutzmaßnahmen sind bereits eingebaut .
Aber: Hier wird’s schwierig
- Lizenzkosten – vor allem für Firmen mit vielen Teilzeitkräften.
- „Garbage-In, Garbage-Out” – Copilot plappert alles nach, was er in SharePoint findet. Alte Weihnachtsfeier-Fotos, doppelte Preislisten oder veraltete AGB führen zu peinlichen Antworten.
- Setup-Aufwand – Berechtigungen, Sensitivity Labels, Teams-Kanäle und SharePoint-Sites müssen sauber verwaltet werden.
Implementieren – Schritt für Schritt
- Lizenz klären (M-365 E3/E5 + Copilot-Add-On).
- Tenant aufräumen
- Unnötige SharePoint-Sites löschen.
- „Trash” in OneDrive & Teams (alte Bilder, veraltete Produkt-PDFs) entfernen.
- Sensitivity Labels & Retention Policies durchziehen.
- Berechtigungen prüfen – Copilot erbt alles 1:1. Wer die Datei sehen darf, bekommt auch die Antwort.
- Piloten auswählen – 5-10 Power-User aus Vertrieb, Backoffice, Technik.
- Szenarien trainieren – z. B. Projektplan per Chat generieren oder Compliance-Bericht erstellen (siehe eBook-Szenarien) .
- KPIs definieren – sonst bleibt’s eine Spielerei.
- Roll-out in Wellen – nach jeder Welle Daten-Qualität nachjustieren.
DSGVO & EU-AI-Act – das musst Du wissen
- Verarbeitung im EU-Datencenter möglich; Auftragsverarbeitungsvertrag (AVV) liegt in Microsoft Compliance Manager.
- Keine Modell-Nachtrainierung mit Deinen Daten – Microsoft garantiert: Org-Daten fließen nicht ins Foundation-Model .
- Audit- und Löschfristen bleiben Dein Job. KI ersetzt kein Löschkonzept.
Connectoren – Copilot an ERP, CRM & Co. andocken
Seit 2025 heißen die früheren Graph Connectors schlicht Copilot Connectors. Über 100 fertige Adapter bringen Daten aus SAP, Salesforce, ServiceNow, Dynamics 365, Box, Confluence u. v. m. direkt in den semantischen Index (learn.microsoft.com).
- Standard-Connector (z. B. SharePoint) ist gratis, Premium-Connector (SAP etc.) kostet extra.
- Eigene Systeme? Baue Custom-Connectoren über die offizielle API-Plattform.
Ergebnis: Copilot kann in einem Rutsch Kunden-E-Mails (Outlook), offene Tickets (ServiceNow) und Umsatzzahlen (ERP) zusammenziehen – ideal für kleine Teams ohne Data-Warehouse.
Warum lieber heute starten?
- First-Mover-Bonus – wer die Prompts beherrscht, liefert schneller.
- Lernkurve – Datenhygiene, Rollen & Policies brauchen Zeit. Früh anfangen heißt, dass Du 2026 schon routiniert bist, wenn Wettbewerber noch filtern.
- Kontinuierliche Beta – Copilot bekommt monatlich neue Funktionen (siehe Copilot Studio Releases). Wartet man auf „fertig”, verpasst man den Anschluss.
Copilot ist kein Zauberstab, sondern ein Verstärker. Räumst Du Deine Daten nicht auf, verstärkt er Chaos. Bringst Du Ordnung rein, zieht der digitale Schäfer den gesamten Wissens-Schatz Deiner Firma zusammen – ohne dass Du einen Finger krumm machst. Fang besser gestern als morgen an.
Sönke Schäfer, AI & Automatisierung, SeSoft GmbH
Indem Du vor dem Roll-out eine saubere Berechtigungsmatrix durchziehst, Sensitivity Labels verpflichtend machst und Copilot nur das sehen lässt, wofür der Nutzer ohnehin Rechte hat; zusätzlich bietet Microsoft Purview Audit-Logs, sodass Du jeden KI-Zugriff revisionssicher nachweisen kannst.
Setz auf die neuen Copilot Connectors: Für Systeme wie SAP oder Salesforce gibt’s fertige Premium-Adapter, Altsysteme hängst Du per Azure AD App-Proxy oder einem eigenen Graph-Connector an; der semantische Index bleibt im Tenant, und nur Metadaten, nicht die komplette Datenbank, wandern nach Microsoft 365.
Starte mit einem klar definierten Pilot von Power-Usern, messe harte KPIs wie Schreibzeit in Outlook, Meeting-Vorbereitung in Teams und Angebotsdauer in Word; zieh nach 90 Tagen Bilanz, verteile die teuren Add-Ons nur an Heavy-User und nutze Szenario-Based Licensing, sodass Du die Kosten an echten Effizienzgewinnen spiegeln kannst.
Vor dem Go-Live heißt es Datenhygiene: Dubletten raus, verstaubte Produktblätter in den Archiv-Bucket, klare Taxonomie einführen; zusätzlich lassen sich problematische Sites über Inclusion/Exclusion-Listen vom Index ausschließen, sodass Copilot nur auf geprüfte Quellen zugreift und Du den Content-Trust behältst.
Du schließt den Microsoft-AVV, aktivierst EU-Datenresidenz, dokumentierst in Deinem Verzeichnis der Verarbeitungstätigkeiten, dass Copilot als Auftragsverarbeiter agiert, führst eine KI-Risikoabschätzung inklusive Zweckbindung und Löschfristen durch und hinterlegst Policies zur menschlichen Aufsicht; der AI Act verlangt zudem Transparency-Notices für Nutzer sowie regelmäßige Impact-Assessments – alles machbar, wenn Governance und IT zusammenarbeiten.
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