Einstieg: Wie beginne ich als Anfänger mit der Entwicklung in Access?

Access ist wie ein Schweizer Taschenmesser für Daten.
Nicht schön. Aber praktisch. Und wenn Du weißt, wie – auch ziemlich mächtig.

Ich zeig Dir hier, wie Du als Entwickler den Einstieg in Access findest.
Ohne Mausklick-Orgie. Mit Struktur. Und von Anfang an in die richtige Richtung.

Was ist Access überhaupt?

Microsoft Access ist:

  • eine Datenbank (mit Tabellen, Abfragen, Beziehungen)
  • eine Benutzeroberfläche (Formulare, Berichte)
  • eine Programmiersprache (VBA – Visual Basic for Applications)

Es ist keine Excel-Erweiterung.
Und kein Ersatz für SQL Server – aber ein guter Einstieg in relationale Anwendungen.

1. Datenstruktur sauber aufbauen

Du brauchst mindestens:

  • Tabellen mit Primärschlüssel
  • Beziehungen mit referenzieller Integrität
  • Lookup-Tabellen (für z. B. Status, Kategorien)

Beispiel für eine einfache Kundenstruktur:

  • tblKunden
  • tblAufträge
  • tblStatus (z. B. „Offen“, „In Arbeit“, „Erledigt“)

Verknüpfe die Tabellen im Beziehungsfenster. Mit referenzieller Integrität. Immer.

2. Abfragen erstellen (SQL oder GUI)

Du willst nicht alle Daten auf einmal anzeigen. Du willst filtern, sortieren, berechnen.

Beispiel:

SELECT Kunde, COUNT(*) AS AnzahlBestellungen
FROM tblAufträge
GROUP BY Kunde

Oder:
SELECT * FROM tblKunden WHERE Land = „DE“

Nutze zuerst die grafische Oberfläche. Später kannst Du SQL direkt schreiben.
Access ist da tolerant.

3. Formulare nutzen – aber mit System

Formulare zeigen Daten.
Du brauchst:

  • Hauptformular (z. B. frmKunden)
  • Unterformular (z. B. sfmAufträge)
  • Navigation, Buttons, Layout

Vermeide:

  • endlose Registerkarten
  • 40 Felder auf einmal
  • „Öffnen Sie Abfrage XY per Doppelklick“

Denk wie ein Benutzer, nicht wie ein Entwickler.

4. VBA einsetzen – früh, aber gezielt

Wenn Dir Makros zu wenig bieten (und das tun sie schnell), steig in VBA ein.

Erste einfache Logik:

Private Sub cmdSpeichern_Click()
    If Me.Dirty Then Me.Dirty = False
    MsgBox "Gespeichert.", vbInformation
End Sub

Oder:

Private Sub cboStatus_AfterUpdate()
    If Me.cboStatus = "Erledigt" Then
        Me.txtErledigtAm = Date
    End If
End Sub

Wenn Du das verstehst, bist Du auf dem richtigen Weg.

5. Daten validieren – direkt im Formular

Private Sub Form_BeforeUpdate(Cancel As Integer)
    If IsNull(Me.txtKunde) Then
        MsgBox "Kunde ist Pflicht.", vbExclamation
        Cancel = True
    End If
End Sub

So kommt kein Schrott in die Datenbank.
Und Du sparst Dir später das große Aufräumen.

6. TempVars für Kontext nutzen

Du willst Werte global verfügbar machen (z. B. Benutzer-ID)?

TempVars.Add "BenutzerID", 3

Dann kannst Du sie überall nutzen – auch in Abfragen:

SELECT * FROM tblAufträge WHERE SachbearbeiterID = TempVars!BenutzerID

7. Bericht erstellen – ja, aber mit Fokus

Berichte in Access sind für PDF, Druck und Export gut.
Nutze gespeicherte Abfragen als Grundlage.
Setze Filter über TempVars oder WHERE-Parameter.

DoCmd.OpenReport "rptMonatsbericht", acViewPreview, , "Monat=4"

Berichte brauchen Pflege – also nur bauen, wenn sie wirklich gebraucht werden.

8. Trennung von Frontend und Backend

Mach es von Anfang an richtig:

  • Backend: Nur Tabellen
  • Frontend: Alles andere
  • Verbindung per Linked Table Manager

Und wenn das Ding produktiv wird: Frontend als .accde verteilen.
Dann kann keiner mehr Code ändern.

9. Fehlerbehandlung von Anfang an

On Error GoTo Fehler

' Dein Code

Exit Sub

Fehler:
    MsgBox "Fehler: " & Err.Description

Keine Experimente mit Resume Next. Du willst wissen, wo es knallt.

10. Nicht verzetteln

Access kann viel – aber nicht alles.

Nutze es für:

  • schnelle Geschäftsanwendungen
  • interne Tools
  • Reporting, Export, Datenerfassung

Aber nicht für:

  • hochskalierbare Webanwendungen
  • mehrere parallele Schreibzugriffe auf Backend im Netz
  • IT-Sicherheit auf Bankenniveau

Fazit

Access ist ein gutes Werkzeug für KMU-Projekte.
Aber nur, wenn Du es wie ein Entwickler behandelst – nicht wie ein Power-User.

Also:

  • saubere Datenmodelle
  • klar strukturierte Formulare
  • gezielter Einsatz von VBA
  • kontrollierte Abläufe

Dann läuft’s. Und zwar lange. Teilweise bei mir schon über 20 Jahre…

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