Schleswig-Holstein & Dänemark setzen auf Open Source – und sparen

Die norddeutsche Landesregierung Schleswig‑Holstein migriert bereits rund 30.000 Behörden‑PCs von Windows/MS Office auf Linux/LibreOffice, Thunderbird & Co – ein Konzept mit klarer Zielsetzung: digitale Souveränität, Kostenreduktion und Unabhängigkeit von US-Anbietern.

Zeitgleich geht nun auch Dänemarks Ministerium für Digitalisierung denselben Weg: Zwischen Juni und November 2025 werden alle Mitarbeiter von Windows und Office 365 auf Linux und LibreOffice umgestellt.

Warum das interessant ist

  1. Lizenzkosten adé: OpenSource‑Software wie LibreOffice ist lizenzfrei – das spart erhebliche jährliche Ausgaben. Beispiel Dänemark: Einsparungen von 4-5 Mio € pro Jahr sind prognostiziert, gegenüber anfänglichen Kosten von etwa 2,25 Mio €/Jahr. Schleswig‑Holstein dürfte ähnliche Einsparpotenziale haben – durch Wegfall von MS‑Office‑Lizenzen für 30.000 Arbeitsplätze.
  2. Kostentransparenz & Planungssicherheit: Eine einmalige Umstellungsinvestition steht im Gegensatz zu stetig steigenden Lizenzkosten und intransparenten Microsoft‑Preismodellen – besonders kritisch für ressourcenschwächere Mittelstandsregionen in Norddeutschland.
  3. Stärkung lokaler IT‑Dienstleister: Weg von proprietären Verträgen hin zu modularer, unterstützbarer und offen dokumentierter Infrastruktur. Besonders kleinere Anbieter profitieren, wenn Anpassungen, Support oder Schulungen erforderlich sind – ein Win‑Win‑Effekt für die Region.
  4. Langfristig günstiger Betrieb: Auch wenn Migration, Schulung, Kompatibilitätsarbeit und Support initial Aufwand bedeuten, entfällt langfristig die Abhängigkeit von teuren SaaS‑Abo‑Modellen und Update‑Zwang.

Kostenvorteile für den Mittelstand in Norddeutschland

1. Reduzierte IT-Budgets

Dank Wegfall von Lizenzkosten und Abo‑Modellen bleibt Mittelstandsunternehmen mehr Budget für digitale Innovation – vom Ausbau der E‑Commerce‑Struktur bis zur Cloud‑Integration.

2. Unabhängigkeit & Flexibilität

Kein Vendor‑Lock‑in: Anpassungen, lokale Anpassungen und Datensicherung sind einfacher, ohne Abhängigkeit von Microsoft‑Roadmaps. Regional ausgerichtete Open‑Source‑Dienstleister können individuell optimieren.

3. Wettbewerbsvorteil durch Transparenz

Open‑Source fördert Nachvollziehbarkeit und Auditfähigkeit. Für datensensible Branchen (z. B. Gesundheitswirtschaft, Verwaltung, KMU mit B2B‑Schnittstellen) ein klarer Pluspunkt.

4. Investition in lokale Wertschöpfung

Regionale IT‑Firmen für Training, Migration und Support stärken die Wirtschaft im Norden, schaffen Jobs und halten Fachwissen lokal.

Herausforderungen – aber lösbar

  • Einführungsphase: Schulungs‑ und Change‑Management müssen berücksichtigt werden – EuroStack etwa warnt, dass Schulung und Support Aufwand kosten.
  • Spezifische Anwendungen: Mittelstand nutzt oft Spezial‑Fachanwendungen. Eine sorgfältige Prüfung und ggf. Hybrid‑Strategie (Office-Instanzen parallel zu LibreOffice, bis Nachrüstungen umgesetzt sind) ist praxisgerecht – Schleswig‑Holstein plant analog .

Ausblick

Norddeutsche Mittelständler sollten die Entwicklungen in Schleswig‑Holstein und Dänemark als Chance sehen:

  • Kurzfristig: einmalige Umstellungskosten vs. langfristig deutlich geringere Betriebskosten.
  • Mittelfristig: mehr Kontrolle über Daten und IT‑Umgebung, weniger Bindung an US‑Softwaregiganten.
  • Langfristig: regionale IT‑Fachkräfte werden gestärkt, und die Region gewinnt beim digitalen Standortmarketing.

Eine offene Ausschreibung für regionale IT‑Dienstleister für Open‑Source‑Migration wäre ein kluger Schritt. Kombiniert mit Schulungs‑ und Unterstützungsprogrammen könnten Schleswig‑Holstein und Nord‑Deutschland sich zu Pionieren einer Open‑Source‑Region entwickeln – mit positiven Spill‑Over-Effekten für den Mittelstand.

Sönke Schäfer, Datenschäfer bei SeSoft GmbH

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